Höhere Gewalt bei Flugausfällen: Was zählt wirklich dazu?

was-ist-hoehere-gewalt-flugausfall-und-verspaetung

Flugausfälle sind ärgerlich und sie können Ihre Reisepläne komplett durcheinanderbringen. Doch noch ärgerlicher wird es, wenn die Fluggesellschaft sich auf höhere Gewalt beruft, um eine Entschädigung zu vermeiden.

Was genau zählt aber als höhere Gewalt bei Flugausfällen und welche Rechte haben Sie als Fluggast in solchen Fällen? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige dazu, inklusive wertvoller Tipps, wie Sie dennoch Ihre Entschädigung erhalten können.

Was versteht man unter höherer Gewalt?

Höhere Gewalt beschreibt ein Ereignis, das außerhalb des Einflussbereichs der Fluggesellschaft liegt und unvorhersehbar sowie unvermeidbar ist. Solche Ereignisse können dazu führen, dass Flüge verspätet sind oder sogar ganz ausfallen.

Typische Beispiele für höhere Gewalt sind:

  • Extremes Wetter (z.B. schwere Stürme, starke Schneefälle, Vulkanausbrüche)
  • Politische Unruhen oder Terroranschläge
  • Naturkatastrophen (z.B. Erdbeben, Tsunamis)
  • Plötzliche Flughafen- oder Luftraumsperrungen
  • Streiks von Fluglotsen oder Flughafenpersonal (siehe Ausnahmen unten)

Wann gilt höhere Gewalt bei Flugausfällen nicht?

Wichtig zu wissen ist, dass nicht jedes außergewöhnliche Ereignis automatisch als höhere Gewalt gilt. Beispielsweise werden technische Probleme am Flugzeug oder Personalengpässe in der Regel nicht als höhere Gewalt anerkannt. In diesen Fällen steht Ihnen als Passagier eine Entschädigung gemäß der EU-Fluggastrechteverordnung (Verordnung (EG) Nr. 261/2004) zu.

Auch Streiks des eigenen Flugpersonals (Piloten, Kabinencrew) gelten nicht immer als höhere Gewalt. Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs (Az. X ZR 111/17) ist dies abhängig von den Umständen des Einzelfalls und der Frage, ob die Airline das Streikrisiko beeinflussen konnte.

Was sollten Sie tun, wenn die Airline höhere Gewalt geltend macht?

Wenn Ihre Fluggesellschaft höhere Gewalt anführt, um eine Entschädigung zu verweigern, sollten Sie die folgenden Schritte unternehmen:

  1. Belege sammeln: Dokumentieren Sie das Ereignis und sammeln Sie alle relevanten Unterlagen (Bordkarten, Buchungsbestätigungen, Fotos vom Wetter, etc.).
  2. Unabhängig recherchieren: Informieren Sie sich selbst über das angebliche Ereignis. Handelte es sich wirklich um einen Sturm, oder war das Wetter am Flughafen tatsächlich ruhig?
  3. Rechtliche Beratung in Anspruch nehmen: Ziehen Sie Experten zurate, die Ihre Erfolgsaussichten einschätzen können. Unsere Dienste wie können Ihnen dabei helfen, Ihre Rechte durchzusetzen.
  4. Nutzen Sie den Entschädigungsrechner: Mit unserem Entschädigungsrechner können Sie schnell und einfach prüfen, ob Ihnen trotz der Behauptung höherer Gewalt eine Entschädigung zusteht.

Gerichtsurteile zur höheren Gewalt: Was sagen die Gerichte?

Gerichte haben in der Vergangenheit in verschiedenen Fällen zugunsten der Passagiere entschieden, wenn die Airline höhere Gewalt geltend machen wollte:

  • BGH, Az. X ZR 111/17: In diesem Urteil entschied der Bundesgerichtshof, dass Streiks des eigenen Personals nicht zwangsläufig höhere Gewalt darstellen, wenn die Airline Einfluss auf die Vermeidung des Streiks hatte.
  • EuGH, Az. C-549/07: Der Europäische Gerichtshof urteilte, dass technische Probleme nur dann als höhere Gewalt gelten, wenn sie auf versteckte Fabrikationsfehler oder Sabotage zurückzuführen sind.

Fazit: Ihre Rechte bei Flugausfällen und höherer Gewalt

Auch wenn sich Fluggesellschaften oft auf höhere Gewalt berufen, um Entschädigungszahlungen zu umgehen, bedeutet das nicht automatisch, dass Sie leer ausgehen müssen. Prüfen Sie den Sachverhalt genau, sammeln Sie Beweise und nutzen Sie rechtliche Unterstützung, um Ihre Ansprüche durchzusetzen. Der Entschädigungsrechner kann Ihnen dabei helfen, schnell Klarheit über Ihre Chancen auf Entschädigung zu erhalten.