Insolvente Airlines: Jet Airways
20.000 Mitarbeiter bangen um ihren Arbeitsplatz
- 24. April 2019
- 5 Jahre, 7 Monate alt
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Nicht aus heiterem Himmel: Zweitgrößte Airline Indiens pleite
In der Woche vor Ostern war Jet Airways noch die zweitgrößte Airline nach Marktanteilen auf dem indischen Luftverkehrsmarkt. Jetzt wird offenbar, was sich schon seit Anfang des Jahres anbahnte: Die Fluggesellschaft ist hochverschuldet und kann weder die Mitarbeiter noch die Leasingraten für seine Flugzeuge mehr zahlen. Letztendlich war aber der Kerosinpreis und dessen Schwankungen ausschlaggebend für die Insolvenzanmeldung. So konnte die Fluggesellschaft keinen Treibstoff mehr kaufen, weil keine liquiden Mittel zur Verfügung standen. Insgesamt belaufen sich die Schulden auf eine Summe von 1,2 Mrd. USD. Die Gespräche mit den Gläubigern, um für die Verluste aufzukommen, sind schließlich gescheitert.
Indische Regierung will Airline retten
Es wird nun ein neuer Käufer für eines von Indiens ehemaligen Aushängeschildern gesucht. Bis der gefunden ist, bleiben die 119 Maschinen der Airline am Boden. Jet Airways hatte bis zuletzt 56 Flugziele in Indien und international angeflogen. Abgesehen davon, dass die Mitarbeiter schon mehrere Monate nicht bezahlt wurden, hatte die Fluggesellschaft zuletzt auch die Zahlungen an Banken und Leasingfirmen für die Flugzeuge hinausgezögert. Dadurch hatte sie einige Leasing-Deals verloren. Indiens Regierung verkündete nun, die Fluglinie retten zu wollen. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise rettet die indische Regierung keine Unternehmen. Man vermutet politische Motive hinter der Rettung.
Indischer Premier macht sich für Luftverkehr stark
Indiens Premier Narendra Modi will nun über die staatlichen Banken und einen teilstaatlichen Investment-Fond Anteile an der insolventen Airline kaufen, um sie zu retten. Der Luftverkehrsmarkt hatte in den letzten Jahren einen Boom erfahren, was sich positiv auf die Arbeitsplatz-Situation und die Konjunktur ausgewirkt hatte. Das ist auch Premier Modi zu verdanken, der stark für die Luftfahrt geworben hatte. Daher kann man vermuten, dass Modi sich durch die Airline-Rettung Rückenwind für seine kommende Wiederwahl erhofft. Denn noch diesen Monat stehen die nächsten Parlamentswahlen an. Die Frage um die Rettung der Airline wirkt sich zusätzlich auf das Investitionsklima in Indien aus: Eine Pleite würde potentielle Investitionen hemmen.
Bisherige Insolvenzen von Airlines 2019
Airline | Herkunft | Gründung | Insolvenz-Meldung |
Insel Air | Curaçao | 2006 | Januar 2019 |
Flybmi | Großbritannien | 1987 | Februar 2019 |
Germania | Deutschland | 1978 | Februar 2019 |
Wow Air | Island | 2012 | März 2019 |
Jet AIrways | Indien | 1992 | April 2019 |
Parallele zu Air Berlin und Alitalia?
Nach Air Berlin und Alitalia ist Jet Airways nun die dritte Airline, an der die arabische Etihad Airways mit 24% mehrheitlich beteiligt war und die Insolvenz anmelden muss. Gibt es da einen Zusammenhang?
Gründe gegen eine Parallele zwischen insolventen Airlines
Zunächst einmal ist die Pleite ebenso schlecht für Etihad Airways wie für andere Beteiligte. Hinzu kommt noch, dass Etihads großes Projekt eines weltumspannenden Flugpartner-Netzwerkes wahrscheinlich gescheitert ist. Die Airline aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte versucht, durch Mehrheitsbeteiligungen an verschiedenen anderen Fluggesellschaften ein globales Flugnetz ähnlich den Flug-Allianzen aufzubauen. Zusätzlich zu den drei insolventen Airlines steht jetzt auch noch die Beteiligung an der australischen Virgin Australia auf dem Prüfstand. Aus weiteren Fluggesellschaften hat sich Etihad Airways in ihren Beteiligungen bereits zurückgezogen.
Gründe für eine Parallele zwischen insolventen Airlines
Etihad Airways hatte zuletzt große Verluste verzeichnet: 1,2 Mrd. USD im letzten Geschäftsjahr. Hier wird nun der Zusammenhang zwischen den Insolvenz-Fällen deutlich: Durch die eigenen Verluste und das Ausbleiben von Erfolgen für das Flugpartner-Netzwerk war Etihad Airways nicht bereit, für die Verluste der nun insolventen Airlines aufzukommen. Die Verweigerung, weitere Kosten zu übernehmen, führte schließlich zur Insolvenz der Airlines. Ob Jet Airways ähnlich wie Air Berlin staatlich gerettet wird, bleibt nun abzuwarten.