Boeing: Die Krise setzt sich fort

Neue Einzelheiten und die Frage nach der Aufhebung des Flugverbots

Der Skandal um die Abstürze zweier Boeing 737 MAX 8 - Maschinen setzt dem Konzern und der FAA weiter zu. by Bilal El-Daou // pixabay
Inhaltsverzeichnis
    Nach dem Flugverbot aller Boeing 737 MAX – Flugzeuge erholt sich der Flugzeughersteller bisher kaum. Neue Einzelheiten erschweren es zusätzlich für ihn.

    FAA präsentiert anderen Flugaufsichtsbehörden Analyse zu Abstürzen

    Bis 23. Mai hat Boeing noch Zeit seine aktualisierte MCA-Software zur Genehmigung bei der FAA vorzulegen. An diesem Tag will die Amerikanische Flugaufsichtsbehörde Vertreter der wichtigsten internationalen Luftfahrtbehörden nach Washington einladen, um über die eigenen Untersuchungsergebnissen zu den Abstürzen zweier Boeing 737 MAX-8 – Maschinen zu informieren. Damit will die FAA Flugfreigabe besagter Flugzeugmodelle auf den Weg bringen. Das dürfte nach den zuletzt bekannt gewordenen Details zur Genehmigung von Boeings MCAS (Maneuvering Characteristic Augmentation System) nicht ganz so einfach werden. Die Europäische Flugaufsichtsbehörde hat schon angekündigt, eigene Analyse durchführen zu wollen.

    Neue Details über FAA Sicherheitscheck setzen Boeing weiter zu

    Zwei für Boeing als auch die FAA verhängnisvolle Einzelheiten bezüglich des MCAS sind kürzlich bekannt geworden, die den Hersteller ebenso wie die Behörde in ein schlechtes Licht stellen. Zum Einen ergaben Untersuchungen, dass Boeing sich das MCAS seinerzeit selbst genehmigt hat. Das war zu der Zeit auch nicht unüblich, wie die FAA einräumte. Denn der Behörde hätten Kapazitäten und Knowhow gefehlt, um Boeings Konstruktionen und Entwicklungen tiefgreifenden Tests zu unterziehen. Man habe vertrauensvoll Hand in Hand gearbeitet. Es zeigte sich auch, dass Boeing bei der eigenen Kontrolle keine Vorgaben missachtet und die Behörde auch nicht betrogen hat.

    Lebensrettendes Warnsignal als zusätzliches Feature mit Aufpreis

    Jedoch hat Boeing das neue MCAS anders in die Flugzeuge integriert als das Vorgänger-Modell. So wurden Warnmeldungen, die im Vorgängersystem standardmäßig waren, nun als kostenpflichtiges Feature präsentiert. Diese Warnmeldung kommt, wenn die beiden Sensoren des MCAS, die den Winkel zwischen den Tragflächen und der vorbeiströmenden Luft messen, unterschiedliche Daten liefern. Genau das geschah nach derzeitigen Erkenntnissen bei beiden Abstürzen einer MAX 8 – Maschine. Boeing verheimlichte gegenüber Fluggesellschaften und Piloten die Aktualisierung und Umrüstung des Systems. Aus welchen Gründen Boeing dies tat, darüber schweigt man sich beim Flugzeughersteller aus.

    FAA und Boeing wussten seit November von fehlerhaftem System

    Offenbar wussten aber sowohl die FAA als auch Boeing bereits nach dem ersten Flugzeugunglück letztes Jahr in Indonesien von Problemen des neuen Systems. FAA-Mitarbeiter hatten schon damals einen Zusammenhang zwischen dem Absturz und fehlerhaften Daten beim MCAS vermutet und länger darüber diskutiert. Diese Diskussion und die entsprechenden Berichte dazu haben aber die Führungsetage der FAA nie erreicht. Darüber hinaus kam es am 27. November 2018 zu einem Treffen einer Boeing-Delegation und Vertretern der Pilotengewerkschaft und mancher Fluggesellschaft. Die Piloten hatten erst durch den Absturz der Lion Air-Maschine von der Umrüstung des Systems erfahren. Sie stellten fest, dass ähnliche Probleme bei vielen Boeing 737 MAX-Piloten bekannt, jedoch noch oft glimpflich abgelaufen waren.

    Traurige Erkenntnis: Der zweite Absturz hätte verhindert werden können

    Entsprechend angespannt war die Stimmung bei jenem Treffen, als die Piloten die Boeing-Delegation drängte, die Systeme kostenlos umzurüsten. Boeing weigerte sich zu diesem Zeitpunkt und verwies auf die Umsatzeinbußen, die ein Grounding nach sich ziehen würde. Denn eine Umrüstung des Systems bei allen bisher verkauften Maschinen und der Zusammenhang zum Absturz in Indonesien hätten sehr wahrscheinlich vielerorts ein Grounding bedeutet. Dieses Versäumnis kommt Boeing nun sehr teuer zu stehen. Das Unternehmen muss nicht nur die eigenen Umsatzeinbußen verkraften, sondern auch für die Einbußen der Fluggesellschaften aufkommen, die vom Grounding der Boeing-Maschinen betroffen sind. Der Image-Schaden sowie eine Mitschuld am Tod von ca. 180 Menschen beim zweiten Absturz kommen noch zusätzlich dazu.

    Boeing-Chef Muilenberg unter Druck

    Das MCAS mitsamt des Warnsignals wurde inzwischen bei vielen Flugzeugen nachgerüstet – kostenfrei. Doch Boeing steht weiterhin unter Druck. Die letzte Hauptversammlung des Konzerns war von einigen Protesten begleitet worden. Viele Aktionäre forderten darüber hinaus, dass Firmen-Chef Dennis Muilenberg seine Doppelrolle als Vorstandschef und Vorsitzender des Verwaltungsrates aufgeben sollte. Muilenberg hatte die Schuld für das Versagen des MCAS mangelnden Tests durch die FAA zugeschoben und dabei verschwiegen, dass sein Unternehmen selbst die Zertifizierung vornahm.

    Ein Termin zur Aufhebung des Groundings ist noch nicht in Sicht, aber selbst wenn der Flugzeugtyp morgen wieder freigegeben würde, würde es Wochen dauern bis die abgestellten Flugzeuge wieder abheben können.

    Grounding der MAX-Maschinen ist eine teure Lektion für Boeing

    Viele Luftfahrtsexperten gehen einer Aufhebung des Groundings Mitte August aus. Wahrscheinlich muss Boeing dann aber alle 4.400 MAX-Piloten auf eigene Kosten schulen lassen. Damit nicht genug: Mit jedem Tag, den die MAX 8 - Modelle am Boden verbringen, wachsen die Unkosten der Fluggesellschaften und damit die von Boeing. Anfang Mai beliefen sie sich auf über einer Milliarde Dollar. Deswegen und aufgrund einiger Abstellungen musste Boeing bereits die Produktion des bis dato beliebten Flugzeugmodells kürzen.

    Zusammenfassung des Boeing-Desasters

    Im Oktober 2018 und März 2019 stürzten zwei Maschinen des Typs Boeing 737 MAX 8 der Airlines Lion Air und Ethiopien Air nur wenige Minuten nach ihrem Start ab. Als Absturzursache wurde ein defekter Sensor des bordinternen Maneuvering Characteristic Augmentation System (MCAS) identifiziert. Dieser hatte fehlerhafte Daten an das System übermittelt, woraufhin das MCAS in die Steuerung des Flugzeuges eingriff. Dadurch wurde die Spitze der Maschine unweigerlich nach unten gezogen.

    Die Piloten verhielten sich vorschriftsgemäß, konnten aber das Unglück nicht verhindern. Das zeigten sowohl ein Simulation-Test als auch die Auswertung der Black Box des zweiten Absturzes einer MAX 8. Nach dem zweiten Absturz einer Boeing 737 MAX 8 im März 2019 verhängten Länder weltweit nacheinander Flugverbote für diesen Flugtyp. Schließlich auch die USA, die Heimat von Boeing. Auch wenn Boeing versicherte, dass kein Grund zur Panik bestehe, und dass sie das Problem unter Kontrolle hätten. Das sogenannte Grounding für MAX 8-Maschinen hat weitreichende Folgen für den Konzern sowie für den Flugverkehr.

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