Fluggesellschaften schlagen bei Gepäckbestimmungen zu
Von Gepäckmaßen, Bestimmungen und versteckten Kosten
- 7. Mai 2019
- 5 Jahre, 4 Monate alt
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Inhaltsverzeichnis
Extrakosten für Gepäckstücke haben inzwischen zu Verspätungen geführt
Erst waren es nur die Billigfluggesellschaften, dann schauten sich die großen Linienfluggesellschaften ein paar Tricks bei den Newcomern ab. Am Ende musste jeder Fluggast für Gepäck extra bezahlen, das im Frachtraum befördert werden soll. Aufgrund dieser Gepäckbestimmungen versuchen viele Passagiere auch Rollkoffer mit in die Kabine zu nehmen. Daraufhin haben die Airlines wiederum eine Extra-Trolley-Kontrolle eingeführt. Die Trolleys können oft dann zwar kostenlos in den Frachtraum, aber diese Zusatzkontrolle ist sehr zeitaufwendig. Ein Widerspruch der Fluggäste ist hier zwecklos, da die Flugzeug-Crew laut der Geschäftsbedingungen „Hausrecht“ in der eigenen Maschine besitzt.
Kein Platz in der Kabine
Warum darf man nun aber manche Gepäckstücke, wie Koffer, nicht mit in die Kabine nehmen, obwohl sie den vorgegeben Maßen der Fluggesellschaft für Handgepäck entsprechen? – Das liegt meistens an dem Platz, den die Koffer einnehmen und der im Flugzeug stark begrenzt ist. So passen beispielsweise in eine Boeing 737 190 Passagiere, aber nur 119 Rollkoffer mit den entsprechenden Maßen. Daher müssen die Stewardessen oft in den Gepäckablagen Tetris spielen, um möglichst viel Gepäck unterzubringen. Denn wie schon bemerkt, reisen inzwischen zu viele Reisende mit viel Handgepäck, um Zusatzkosten zu umgehen. Das kostet wiederum extra Zeit.
Die Gepäckmaße der Fluggesellschaften
Eurowings testet Maßnahmen für besseres Zeitmanagement am Boden
Um die Flugverspätungen durch zu langsames Boarding zu minimieren, testet Eurowings neue Abläufe beim Boarding am Flughafen Köln/ Bonn. So richtete sie einen weiteren Schalter ein, an dem die Passagiere sich anstellen können. Auch weiteres Personal für das Boarding und die Betreuung der Fluggäste stellte die Fluggesellschaft ab. Des Weiteren schreiben sie Passagiere vor dem Flug an, um sie darauf hinzuweisen, die größeren Rollkoffer vorab beim Check-In kostenfrei abzugeben.
International verbindliche Standards?
Das grundsätzliche Problem in dieser Angelegenheit ist das Fehlen von international oder zumindest europaweit verbindlicher Standards für die Gepäckbeförderung. Es existieren bislang nur Empfehlungen. Der Richtwert der IATA von 2015 empfahl Abmessungen von 55x35x20 cm (HxBxT). Gerade die Low-Cost-Airlines versuchen aber, bei den Gepäckbestimmungen preisintensiv zuzuschlagen. So erlauben Ryanair und seine Tochtergesellschaften ihren Priority-Kunden zwar ein zweites Gepäckstück mit in die Kabine zu nehmen, aber das darf die Maßen 40x25x20 cm nicht überschreiten. Das ist etwas größer als ein Schuhkarton. Ryanair-Chef O’Leary machte auch mit der Forderung, Münzschlitze in die Türen der Bordtoilette einzubauen, Schlagzeilen. Zum Glück lehnten Boeing und die FAA, die AMerikanische Flugaufsichtsbehörde diese Forderung ab.
Zweites Handgepäckstück kostet fast immer extra
Ebenfalls von Ryanair eingeführt: Extra-Gebühren ab dem zweitem Handgepäckstück. Doch inzwischen sind sie damit nicht mehr allein. Bei vielen weiteren Low-Cost-Airlines wird das Handgepäck haargenau abgerechnet. Oder man muss die Option Priority-Boarding vorher buchen, um überhaupt das zweite Stück mit in die Kabine nehmen zu können. Immerhin erlauben die meisten Airlines überhaupt ein zweites Handgepäckstück.
Ryanair wurde zwar für seine Gepäckbestimmungen stark kritisiert, da sie die Verbraucher in die Irre führen und den realen Preis und damit den Wettbewerb verzerren würden. Aber außer einer Strafzahlung an die italienische Wettbewerbsbehörde haben sich keine Konsequenzen daraus gegeben.
Verbraucherschützer wollen gegen versteckte Kosten vorgehen
Diese Wettbewerbsverzerrungen und die überall im Buchungsvorgang versteckten Kosten stoßen zunehmend bei staatlichen und bei Verbraucherschutz-Institutionen auf Kritik und Ablehnung. Es existiert hierzu auch eine EU-Verordnung, nach der der Endpreis einer Dienstleistung durch den Anbieter inklusive Steuern und Abgaben kenntlich gemacht werden muss. Es stellt sich hier folglich die Frage, warum so viele Fluggesellschaften durch ihre Gepäckbestimmungen und die weiteren versteckten Zusatzkosten die EU-Verordnung umgehen können. Dazu in einem anderen Artikel mehr.
Sportgepäck – Was muss man beachten?
Sehr kostenintensiv und verwirrend kann auch die Aufgabe von Sportgepäck für einen Flug sein. Grundsätzlich sollte man Sportgepäck immer vorher online oder telefonisch anmelden. Fahrräder müssen darüber hinaus gut verpackt sein, idealerweise in speziellen Taschen. E-Bikes und motorisierte Räder können nicht befördert werden. Tandems kosten je nach Airline 50-100% Aufschlag auf den „normalen“ Fahrradbeförderungspreis. Die konkreten Bestimmungen können Sie den Webseiten der Fluggesellschaften entnehmen. Hier ein paar Beispiele:
Fluggesellschaft | Strecke | Art des Gepäcks (bis 32kg) | Kosten |
---|---|---|---|
Lufthansa | Kurzstrecke in Deutschland | Ski-Ausrüstung | 70 € |
Interkontinentalflug | Ski-Ausrüstung | 250 € | |
Kurzstrecke in Deutschland | Windsurf-Ausrüstung | 110 € | |
Interkontinentalflug | Windsurf-Ausrüstung | 450 € | |
Eurowings | Kurz- und Mittelstrecke | Golfausrüstung, Fahrräder, Surfboards, Tauchausrüstung & Sportwaffen | 50 € |
Langstrecke | Golfausrüstung, Fahrräder, Surfboards, Tauchausrüstung & Sportwaffen | 100 € |
- Lufthansa unterscheidet zwischen Standard- und sperrigem Sportgepäck und bei der Entfernung zwischen sieben verschiedenen Preisstufen
- Gepäck über 32kg gilt bei der Lufthansa als Luftfracht
Bitte beachten Sie auch, dass manche Flughäfen die Beförderung von Sportgepäck von und zu diesen generell untersagen. So verbietet London-Heathrow beispielsweise die Beförderung von Kanus, Kajaks, Drachenflieger, Reit-Ausrüstung, Longboards, Schlauchboote, Tandemfahrräder und Windsurfausrüstung.
Sollten Sie von einer Flugverspätung betroffen gewesen sein, weil das Boarding und die Gepäckaufgabe zu lange dauerten, haben Sie einen Anspruch auf Entschädigung, sofern die Verspätung mehr als drei Stunden betrug. Wenn Sie sich die Zeit und Mühe sparen wollen, Ihre Forderung bei der Airline einzuklagen, wenden Sie sich an Compensation2Go und erhalten Sie Ihre Express-Entschädigung*!
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