Inlandsflüge: Siegt die Flugscham jetzt doch?

Laut den vom Arbeitsverband Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) veröffentlichten Zahlen ist der Luftverkehr innerhalb Deutschlands um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Das ist zunächst einmal ein stärkerer Rückgang als im Jahr 2018. Da war es nur ein Rückgang von 0,8 Prozent. Heißt das also, der Luftverkehr in Deutschland nimmt ab? – Das lässt sich so pauschal nicht sagen.

In realen Zahlen wurden letztes Jahr insgesamt 47,1 Millionen Fluggäste auf innerdeutschen Verbindungen bei 244,3 Millionen Fluggästen in Deutschland insgesamt gezählt. Das sind im Vergleich zu 2018 zwar weniger Passagiere auf inländischen Flügen, aber im Vergleich zu 2009 immer noch mehr. Der Luftverkehr national wie international ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gewachsen. 2019 betrug das Wachstum jedoch nur 1,5 Prozent, was wiederum das geringste Wachstum der letzten sechs Jahre darstellt. Offensichtlich ist langsam eine Kapazitätsgrenze erreicht. Ist der stärkere Rückgang durch das Schüren der Flugscham bei deutschen Reisenden zu erklären?

Leider oder vielleicht auch ironischerweise hat der Rückgang der Fluggastzahlen nichts mit einem erstarkten Klimabewusstsein der Deutschen zu tun, sondern mit viel pragmatischeren Gründen. So begründet der ADV den Negativtrend mit den umfassenden Streiks bei Eurowings im vergangenen Jahr sowie wachsenden Kosten bei den Airlines im Allgemeinen. Steigende oder zumindest schwankende Ölpreise, ungewisse Konjunkturaussichten sowie immer härtere Wettbewerbsbedingungen und sinkende Gewinnmargen machen allen Fluggesellschaften zu schaffen. Dieselben Faktoren haben auch zu den Insolvenzen einiger Fluggesellschaften im letzten Jahr geführt. Flugscham scheint sich bei den Deutschen noch nicht bemerkbar zu machen.