Klimaneutral Fliegen: Gibt es schon bald regeneratives Flugbenzin?

Der Luftverkehr möchte Kerosin mit neuem Treibstoff ersetzen

Fliegen mit regenerativem Treibstoff - bald Wirklichkeit? pixabay
Inhaltsverzeichnis
    Das Fliegen steht zunehmend in der Kritik von Klimaschützern. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft setzt nun auf die Produktion synthetischen Flugbenzins. Das ist jedoch keine schnelle Lösung…

    Im Fokus: Senkung der CO2-Emissionen durch Substitution des Kerosins

    Nachhaltiges Fliegen: Um die CO2-Emissionen des Luftverkehrs gegen Null senken zu können, möchte die deutsche Luftverkehrsbranche langfristig auf die Entwicklung und Produktion von synthetischem Flugbenzin setzen. Der BDL gab vergangenen Freitag (2. August 2019) dazu eine Erklärung ab, in der es auch hieß, dass dafür industriepolitische Initiativen der EU-Mitgliedsstaaten nötig seien. Außerdem sollen Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer zugunsten der Markteinführung regenerativer Kraftstoffe eingesetzt werden. Die Luftfahrtbranche sei bereit, sich an entsprechenden Pilotprojekten zu beteiligen. Beispielsweise könnte durch das „Power to Liquid“-Verfahren durch erneuerbaren Strom, etwa aus überschüssiger Windkraft, zur Produktion des regenerativen Kraftstoffes eingesetzt werden. Dabei wird Wasser durch eine Elektrolyse gespalten. Der dadurch gewonnene Wasserstoff wird mit CO oder CO2 zu flüssigen Kohlenwasserstoffen synthetisiert und so zum synthetischen Energieträger.

    Weitere Vorschläge: Vereinheitlichung des Luftraums und Kompensationszahlungen

    Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, in dem unter anderem die Flughäfen und größere Fluggesellschaften vertreten sind, erachtet es des weiteren für sinnvoll, Passagieren in ihrem Buchungsprozess eine CO2-Kompensationszahlung anzubieten. Die durch den Flug entstandene CO2-Belastung kann durch eine Zahlung zur Förderung von Klimaprojekten relativiert werden. Der Gesetzgeber solle dazu seinen Anteil beitragen, um durch eine steuerliche Absetzbarkeit die Attraktivität für Privat- sowie Geschäftskunden zu steigern. Zusätzlich müsse der europäische Luftraum weiter vereinheitlicht werden, um Umwege der Flugzeuge auf ihren Strecken zu vermeiden. Eine Optimierung könnte zehn Prozent Treibstoff und damit Emission einsparen. Flüge innerhalb Deutschlands sollen gänzlich abgeschafft werden, wofür zunächst allerdings die Bahnanbindung ausgebaut und verbessert werden muss.

    Bis es soweit ist: Grüne fordern viel, wenn der Tag lang ist

    Neben dem durchaus sinnvollen Ausbau des Streckennetzes der Deutschen Bahn und der damit Verbundenen Abschaffung der Inlandsflüge fordert die Partei Bündnis 90/ Die Grünen eine nationale Kerosinsteuer. Dieser Ansatz ist nur leider nicht umfassend durchdacht. Die Flugzeuge würden in den Ländern voll getankt werden, in denen es keine Steuer auf das Kerosin gebe. Dies hätte wiederum zur Folge, dass sie mehr Kerosin tanken würden, um vorzusorgen und die schwereren Maschinen mehr CO2 ausstoßen würden. Hannovers Flughafen-Chef Raoul Hille ist der Meinung: „Man wird nicht auf den Flugverkehr verzichten können“ und findet, dass nur „alles verboten und teurer“ wird. Dies sei der falsche Weg und „Stimmungsmache“.

    Bluthochdruck bei dem Wort „Flugscham“

    „Keiner muss das Fliegen mögen und man kann alles diskutieren, aber bitte im Lichte objektiver Fakten“, sagt der Flughafen-Chef gegenüber der deutschen Presseagentur. Der weltweite Flugverkehr macht knapp drei Prozent der Emissionen aus. „So lange die Kohlekraftwerke brummen, spielt es überhaupt keine Rolle, ob wir fliegen oder nicht.“ Auch das Internet habe einen größeren CO2-Fußabdruck - „Da höre ich aber nichts von den Fridays-for-Future-Kids nach dem Motto: ‚Verzichtet mal auf Netflix‘.“

    Die Zukunft des Fliegens mit CO2-neutralem Kerosin, für das die Kosten im Vergleich zu normalem Kerosin drei bis fünf mal so hoch wären, wäre zwar eine sinnvolle (und ziemlich preisintensive) Sache, aber noch lange nicht das Hauptthema, auf das sich konzentriert werden sollte, findet Hannovers Flughafen-Chef.

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