Lufthansa bietet auf Condor

Nach zehnjähriger Trennung wieder vereint?

Noch fliegen sie unter der Flagge von Thomas Cook: Die maschinen von Condor. by Hans Braxmeier // pixabay
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    Seit Februar steht der Ferienflieger Condor zum Verkauf. Inzwischen hat Lufthansa ein unverbindliches Angebot für die gesamte Fluggesellschaft abgegeben. Damit ist sie alleinstehend. Trotzdem könnte es Probleme geben.

    Erste Bieter-Deadline endet kommenden Dienstag

    Der Touristik-Konzern Thomas Cook hatte die Fluggesellschaft Condor im Februar zum Verkauf gestellt. Das Chaos im Luftverkehr und die hohen Umsatzeinbußen trotz hoher Passagierzahlen im vergangenen Jahr haben dem Urlaubsgiganten merklich zugesetzt. Daher soll der Ferienflieger jetzt verkauft und der Erlös in das Hotelgeschäft gesteckt werden. Eine erste Deadline für potentielle Bieter wurde auf den kommenden Dienstag, den 14. Mai, gesetzt. Solange hat nun Thomas Cook Zeit auf das Angebot von Lufthansa-Chef Carsten Spohr einzugehen. Der hatte angekündigt die gesamte Condor kaufen zu wollen und sie als Einheit zu erhalten.

    Wird der Rettungsversuch gelingen?

    Schon einmal befand sich Thomas Cook in einer prekären Lage, in der sie deutlich Verluste verkraften musste. 2012 konnte eine Insolvenz nur knapp verhindert werden, indem großflächig Personal entlassen und viele lokale Geschäfte geschlossen wurden. Da viele Urlauber ihre Reisen nur noch online anbieten, schien eine lokale Präsenz nicht mehr nötig zu sein. Das unverbindliche Angebot des Lufthansa-Chefs ließe sich auch auf alle Fluglinien, die sich derzeit unter dem Dach von Thomas Cook befinden, erweitern, ließ Carsten Spohr wissen. Er wolle unbedingt eine Zerschlagung der Condor, wie es bei Air Berlin der Fall war, verhindern. Dafür ist er bereit zu investieren.

    Kartellamt könnte Pläne durchkreuzen

    Doch selbst wenn die Lufthansa und Thomas Cook sich einig werden sollten, könnte immer noch die Kartellaufsichtsbehörde einen Strich durch Spohrs Rechnung machen. Dieser Fall trat bereits 2017 bei der Auflösung von Air Berlin ein. Damals wurde der Lufthansa nicht gestattet, so viele Flugzeuge wie gewünscht von der insolventen Fluggesellschaft zu kaufen. Stattdessen musste man auf einige Maschinen aufgrund des Einwandes durch die Aufsichtsbehörde verzichten. Durch Spohrs Ankündigung stieg der Aktienwert der angeschlagenen Thomas Cook AG prompt an. Zuletzt befand sich der Aktienwert auf einem firmeneigenen Rekordtief.

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    Kartellamt jedoch nicht die einzige Hürde

    Das Kartellamt ist nicht Spohrs einziges Problem: Kritik wurde auch aus den eigenen Reihen laut als er am vergangenen Dienstag seine Pläne auf der Aktionärsversammlung noch einmal bestätigte. Einige Aktionäre kritisieren, dass die Lufthansa mit seinen vielen Tochterfirmen, Beteiligungen an anderen Airlines und speziellen, ausgegliederten Abteilungen, wie der Lufthansa Technik, bereits jetzt ein äußerst komplexer Konzern. Manche Low-Cost-Airline mit schlankeren Unternehmensstrukturen sei flexibler als der deutsche Luftfahrtsriese.

    Man könnte auch das vorhandene Kapital eher in den Erwerb neuer Flugzeuge investieren, statt den Konzern zu erweitern. Die älteren Modelle der Flotte könnten durch neue treibstoffsparende Maschinen ersetzt werden. Die höheren Emissionswerte der alten Flugzeuge würden zukünftig immer höhere Abgaben und Zusatzkosten verursachen.

    Mögliche Alternativen für Condor

    Trotz Spohrs noblen Absichten würde die Übernahme von Condor – von weiteren Fluggesellschaften der Thomas Cook AG ganz zu Schweigen – eine erhebliche Herausforderung für die Lufthansa darstellen. Sie müsste mit Condor ein sehr komplexes Konstrukt in ihre ja ohnehin schon komplexen Unternehmensstrukturen integrieren. Condor besteht aktuell aus drei einzelnen Gesellschaften, die jede eine eigene Betriebslizenz besitzen und verschiedene Vergütungsmodelle betreiben. Jedoch könnte die Lufthansa eben als einziges Unternehmen eine Zerschlagung der Condor verhindern. Andere mögliche Bieter wie Ryanair, easyJet, der Investor Indigo Partners und IAG würden jeweils nur Teile der Flugsparte von Thomas Cook kaufen.

    Lufthansa und Condor – eine Geschichte mit vielen Verflechtungen

    Modellflugzeuge: Condor, SirLankan, Lufthansa, Air France Boarding
    Zukunft ungewiss: Condor by Günther Simmermacher // pixabay

    SO wie Thomas Cook den Erlös aus dem Verkauf der Condor in seine Hotelsparte investieren will, hofft Spohr, mit dem Rückkauf der Condor die Primus-Stellung der Lufthansa auf dem europäischen Luftverkehrsmarkt weiter zu festigen. Vor zehn Jahren hatte die Lufthansa die letzten Anteile verkauft und Condor und Kranich sind vorerst getrennte Wege gegangen.

    Ursprünglich wurde Condor 1955 von der Lufthansa, zwei Reedereien – aus den heute Hapag Llyod geworden ist, und der Deutschen Bahn gegründet. Der Name kam erst zwei Jahre später durch die Übernahme der Condor Flugdienst GmbH zum Unternehmen. Condor und Neckermann bildeten dann einige Zeit später die C&N Touristik, die der Lufthansa und Karstadt gehörte. Die Lufthansa zog sich dann nach der Jahrtausendwende allmählich aus dem Urlaubsgeschäft zurück und trat ihre Anteile an die Thomas Cook AG ab. Die war kurz zuvor von Karstadt übernommen worden und existiert seit deren Insolvenz als eigenständiges Unternehmen.

    Ob Spohrs Pläne Wirklichkeit werden können erfährt der Luftverkehr wohl am kommenden Dienstag, wenn sich Thomas Cook zum Angebot des Lufthansa-Chefs äußert.

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