Das erwartet Passagiere ab Juni an europäischen Flughäfen

Reisen soll schon bald wieder möglich sein. Nachdem erste Grenzen wieder geöffnet und Kontaktbeschränkungen gelockert wurden, bereitet sich die Luftverkehrsbranche auf einen Neustart vor. „In ganz Europa sollen Reisende wissen, dass sie mit einem guten Gefühl fliegen können und keinem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind als in jedem Nahverkehrszug oder einer Straßenbahn“, sagt Ralph Beisel, der Hauptgeschäftsführer des deutschen Flughafenverbands ADV, der F.A.Z. Damit Passagiere sich beim Fliegen auch sicher fühlen, bereiten sich europäische Airports ausreichend vor.

Der Sicherheitsabstand von 1,50 Meter soll sowohl am Flughafen als auch im Flugzeug eingehalten werden. Dafür hat der Frankfurter Flughafen beispielsweise den Check-in-Bereich, die Gepäckausgabe und die Boarding- und Sicherheitszone mit Bodenmarkierungen, Plakaten und Digitalanzeigen ausgestattet. Am Flughafen Schiphol in Amsterdam wird jeder zweite Check-in-Schalter und jedes zweite Gate geschlossen bleiben. Bei der Gepäckausgabe soll jeder Flug ein eigenes Band erhalten. Überall, wo Reisende mit Personal in Kontakt kommen sollen Plexiglasscheiben zum Einsatz kommen.

Doch die neuen Hygienemaßnahmen werden viel Zeit und Platz in Anspruch nehmen. Der Chef des Londoner Heathrow Flughafens, John Holland-Kaye, merkte an, dass ein Sicherheitsabstand zwischen den 400 Passagieren eines Großraumjets bereits fast einen Kilometer lang wäre: “damit ist die Abflughalle gefüllt und die Schlange setzt sich auf den Parkplätzen fort". Die Kapazität des Flughafens müsste um 20 Prozent reduziert werden, um dieses Vorgehen überhaupt aufrechtzuerhalten.

Bisher gibt es in Sachen Maskenpflicht noch keine klaren Vorgaben, Aktuell müssen in zwei Bundesländern Passagiere bereits im Terminal eine Maske tragen. Die Luftverkehrsbranche erwartet jedoch eine bundesweite Regelung in den kommenden Tagen. Auch eine europäische Regelung wäre möglich; dafür sind die EU-Behörden für Luftfahrt, EASA, und für Gesundheit, ECDC, verantwortlich. Mit einer allgemeinen Maskenpflicht rechnen die meisten Flughäfen bereits jetzt.

Wo jedoch noch Uneinigkeit herrscht, ist die Debatte über leere Mittelsitze im Flugzeug. Diese wollen Airlines um jeden Preis verhindern, da sie erst mit einer Auslastung von 75 Prozent oder mehr Geld an einem Flug verdienen. Leere Mittelsitze für die Gewährleistung des Sicherheitsabstands würden die Auslastung auf 66 Prozent beschränken. Der Chef der Billigairline Ryanair Michael O‘Leary bestätigte dies und kündigte an, Ryanair würde in dem Fall gar nicht fliegen können.

Ein weiterer diskutierter Vorschlag ist die Fiebermessung. Um die strengen Hygienemaßnahmen und den damit verbunden Umsatzausfall zu vermeiden, wollen viele Flughafenbetreiber ein System einführen, das die Körpertemperatur der Passagiere misst. Solch ein System wird beispielsweise am Londoner Heathrow Flughafen getestet. An vielen asiatischen Flughäfen ist dies wohl schon länger gang und gäbe.