Neue Details zum Flugzeugbrand in Moskau

Von Materialmängeln bei der Konstruktion und Fehlentscheidungen der Flugzeug-Crew

Auch wenn keine offiziellen Bilder der ausgebrannten Aeroflot-Maschine existieren, dürfte es ungefähr so aussehen wie dieses Flugzeug-Wrack. pixabay
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    Während die Flugschreiber noch ausgewertet werden, sind inzwischen brisante Details zu möglichen Fehlentscheidungen des Piloten und zu Mängel bei der Konstruktion der Suchoi Superjets-100 bekannt geworden.

    Missglückte Notlandung in Scheremetjewo

    Eine russische Suchoi Superjet 100 der Fluggesellschaft musste letzte Woche auf dem Flughafen Scheremetjewo bei Moskau notlanden. Dabei kam sie ungünstig auf dem Boden auf, sodass der Treibstofftank explodierte und das Heck der Maschine in Brand steckte. Das Feuer breitete sich so schnell aus, dass nicht alle Passagiere das Flugzeug nach der Notlandung verlassen konnten. 41 Menschen starben. Ursprünglich war die Maschine auf dem Weg nach Murmansk, aber schon nach einer halben Stunde musste sie umkehren und notlanden. Laut Aussage des Piloten war die Maschine von einem Blitz getroffen worden, was zu einem teilweisen technischen Versagen führte.

    Sicherheitswarnung der Behörden zu Superjets schon vor Monaten

    Bereits im Februar hatte das russische Transportministerium vor Rissen in den Flugzeugwänden und Tragflächen aufgrund minderwertiger Legierungen gewarnt. Demnach hätten mehrere Bauteile für die Konstruktion des Suchoi Superjets 100 aus Titan-Legierungen bestanden, deren chemische Analyse nicht vorschriftsgemäß gewesen wäre. Diese fragwürdigen Legierungen hätten sich in Türhalterung, aber auch in Steuerklappen in den Tragflächen befunden. Laut russischen Medien hätten Mini-Risse im Fahrwerk, bei denen ein ähnliches Problem vorlag, im Februar diesen Jahres zu einer Untersuchung durch das Transportministerium geführt. Die Bauteile sind angeblich vom russischen Titanproduzenten VSMPO-Avisma hergestellt worden.

    Wusste der Flugzeughersteller Suchoi von den Mängeln?

    Avisma versäumte es offenbar, dem Flugzeughersteller Suchoi die nötigen Nachweise zur Beschaffenheit der Legierung der Bauteile zu liefern. Suchoi streitet derweil die Vorwürfe ab: Alle Titan-Bauteile würden den Normen entsprechen. Das lässt entweder darauf schließen, dass Suchoi davon wusste oder dass die Untersuchungskommission einer falschen Fährte nachgeht. Fakt ist, dass Suchoi die Inspektion von 48 Superjet-Maschinen aufgrund von möglichen Materialschäden geplant hat, darunter auch 15 Maschinen der Fluggesellschaft Aeroflot. Ob die Unglücksmaschine ebenfalls dazugehörte, ist jedoch unbekannt. Weder Aeroflott noch Hersteller Suchoi Civil Aircraft haben sich bisher dazu geäußert.

    Oder: Fehler des Piloten für Notlandung verantwortlich?

    Andere Quellen sehen die Unfallursache nicht bei den Jets und eventuellen Materialmängeln, sondern bei der Flugzeug-Crew. So entschied der Pilot, der nun den Druck der Öffentlichkeit zu spüren bekommt, durch eine Gewitterfront zu fliegen. Das passiert bei leichteren Gewittern häufiger, da sie keine ernstzunehmende Bedrohung für ein Flugzeug darstellen. In diesem Fall hat der Pilot das Unwetter wohl falsch eingeschätzt, da die Maschine kurz darauf von einem Blitz getroffen wurde, wie mehrere Zeugen berichten. Es ist jedoch ungewiss, ob tatsächlich der Blitzschlag zum Ausfall des Funks und eines Teiles der Elektronik führte. Der Ausfall der Elektronik führte jedenfalls dazu, dass der Pilot das Flugzeug manuell steuern musste.

    Keine lehrbuchmäßige Notlandung

    Es war richtig vom Piloten, sofort umzukehren, anstatt bis Murmansk weiter zu fliegen. Denn die manuelle Steuerung eines Fliegers ist durchaus eine Meisterleistung. Nichts desto trotz ist es fragwürdig, warum der Pilot sich sofort zu einer Notlandung entschloss und nicht noch ein paar Runden drehte, um den Treibstoff im noch vollen Tank wenigstens zum Teil zu verbrauchen. Womöglich maß der Pilot ihm nur geringe Bedeutung bei. Der Superjet 100 ging damit zu schwer und zu schnell in die Notlandung. Die Maschine hüpfte zweimal auf der Landebahn auf, da die Piloten die Nase aufgrund des hohen Gewichts des Jets nach unten zu drücken versuchten.

    Warum breitete sich das Feuer so schnell aus?

    Dadurch schlug die Maschine ein zweites Mal auf der Landebahn auf und das hintere Fahrwerk brach weg. Daraufhin wurde wiederum der Kerosintank beschädigt und explodierte. Das Flugzeug fing Feuer. Das Heck der Maschine brannte bereits als das Flugzeug noch ausrollte. Die Piloten sollen dabei die Triebwerke nicht sofort abgeschaltet haben, was das Feuer weiter anfachte. Außerdem öffneten Sie ein Fenster im Cockpit, wodurch ein Luftzug vom Heck zum Cockpit durch die Kabine entstand. Auch das könnte zur schnellen Verbreitung des Brandes beigetragen haben.
    In den sozialen Medien wurden die Behörden stark dafür kritisiert, die Schuld für das Flugzeugunglück bei den Piloten zu suchen – angeblich um unangenehmen Fragen zu den Materialmängeln beim Suchoi Superjet auszuweichen.

    Überlebende rechtfertigen Mitnahme des Handgepäcks

    Die Ermittler warnten jedoch vor voreiligen Schlüssen und baten, man solle sich bis zum Abschluss der Untersuchungen gedulden. Derweil hat eine Online-Petition zum Flugverbot des Suchoi Superjets in Russland 130.000 Unterschriften gesammelt. Auch der Umstand, dass viele Passagiere in den vorderen Reihen nach und während der Notlandung ihr Handgepäck aus den Stauräumen holten und somit den Ausgang für die hinteren Fluggäste versperrten, wird harsch diskutiert. Viele der Betroffenen echauffierten und rechtfertigten sich in den sozialen Medien, dass es wohl legitim sei, seine Wertsachen zu retten und dass der Ausgang zur Notlandungsrutsche nicht versperrt gewesen sei. Die hinteren Passagiere seien durch den Aufprall verletzt worden, weswegen sie nicht schnell genug aus der Maschine fliehen konnten. Diese Darstellung kann aktuell weder dementiert noch bestätigt werden.

    Viele Überlebende und Luftfahrtexperten lobten davon abgesehen das Verhalten der Flugbegleiter und die Effizienz der Rettungskräfte. Durch den Brand und die Trümmerteile auf der Landebahn war der Flughafen Scheremetjewo mehrere Stunden gesperrt. Infolge dessen mussten viele Flüge nach und von Moskau gestrichen werden.

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