Bundespolizei reagiert auf Vorwürfe zu Sicherheitschecks

Schlagabtausch zwischen Flughafen-Betreibern und Behörden geht in die nächste Runde

Die Verzögerungen bei den Kontrollen am Flughafen liegen nicht an der Technik, sondern an mangelhafter Organisation aller Beteiligten. by Thomas Breher// pixabay
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    Die Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen gelten als Nadelöhr des Luftverkehrs. Sie sind sehr zeitaufwendig und dauern in Deutschland viel zu lang. Jetzt rechtfertigt sich der Präsident der Bundespolizei für die Organisation der Sicherheitschecks.

    Kritik nach dem zweiten Gipfeltreffen der Luftfahrt

    Auf dem zweiten Luftfahrtsgipfel zur Verbesserung des Deutschen Luftverkehrs im März dieses Jahres wurden neben den Mängeln bei der Deutschen Flugsicherung vor allem auch die Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen kritisiert. Sie wären zum erheblichen Teil für die Verspätungen vieler Flüge verantwortlich und dauern im europaweiten Vergleich eindeutig zu lange. Während in London in einer Stunde 200 Passagiere abgefertigt werden, sind es in Frankfurt/ Main nur 80 Passagiere. Bisher lagen die Sicherheitschecks in der Hoheit der Bundespolizei. Das wurde von Unternehmern und Behörden gleichermaßen kritisiert. Was wird sich nun ändern?

    Präsident der Bundespolizei reagiert auf Kritik der Luftfahrt

    Die Flughafen-Betreiber und Fluggesellschaften-Chefs hatten im Anschluss an das Gipfeltreffen in Hamburg verstärkt Kritik an Bund und Behörden geäußert. Sie machten die Sicherheitskontrollen für einen Großteil der Verspätungen im Luftverkehr verantwortlich. Nun äußerte sich Präsident der Bundespolizei Dieter Romann erstmals zu den Vorwürfen und drehte den Spieß dabei um. Die Fluggesellschaften und die Flughafen-Betreiber würden ausschließlich wirtschaftliche Interessen verfolgen und sich weniger um eine effiziente Organisation kümmern. Das wiederum ginge zulasten der Bundespolizei. Die hat scheinbar ähnliche Personalprobleme wie die Deutsche Flugsicherung. Daher werden vorrangig private Dienstleister für die Sicherheitschecks von der Bundespolizei engagiert

    Schlechte Steuerung der Passagiere durch den Flughafen

    Romann sieht noch viel Potential bei der Lenkung der Fluggastströme durch den Flughafen. Es könne nicht sein, dass Fluggäste, die von einem sicheren Flughafen anreisen würden und nur für einen Zwischenstopp oder Umstieg landete, nochmal durch die Sicherheitskontrollen geleitet werden. Das sei völlig unnötig und koste viel Zeit – für alle Beteiligten. Außerdem verführe die Ticketpreispolitik der Fluggesellschaft durch die engen Gepäckbestimmungen die Passagiere dazu, möglichst viel Handgepäck mit in die Kabine zu nehmen. Die Masse des Handgepäcks verlangsamt den Fluss der Kontrollen. Die Fluggesellschaften sollten hier ihr Geschäftsmodell überarbeiten, so Romann, sonst müsse die Politik eine Lösung auf Kosten der Steuerzahler dafür finden.

    Sicherheitskontrolle Pass am Flughafen
    Dauern in Deutschland doppelt so lange wie in anderen Ländern: Die Sicherheitskontrollen. by Gerd Altmann // pixabay

    Präsident der Bundespolizei appelliert an Fluggäste

    In seinem Interview richtet sich der Präsident der Bundespolizei auch an die Fluggäste und bittet sie, mindestens eine Stunde vor dem Boarding am Flughafen zu sein, um über genug Zeit für die Sicherheitskontrolle zu verfügen. Außerdem sollten sie nur das Nötigste mit in die Kabine nehmen und das eigentliche Gepäck wie vorgesehen aufgeben. Dadurch ließen sich schon eine Menge Verzögerung vermeiden. Eigentlich könnte mit der verwendeten Technik 500 Passagiere pro Stunde kontrolliert werden, so Romann. Der Hersteller der Röntgen-Scan-Geräte, Rainer Henkel von Smith Detection, legt noch einen drauf: "Unsere Röntgenapparate scannen mehr als 600 Gepäckstücke pro Stunde, es hapert nicht an unserer Technik, sondern an der Nutzung neuer Konzepte."

    Flughäfen müssen mehr Fläche zur Verfügung stellen

    Für diese neuen Konzept werde aber mehr Platz benötigt, den die Flughafen-Betreiber aber bisher nicht bereitstellen. Problematisch sieht Romann auch den weiter voranschreitenden Anstieg der Fluggastzahlen. Denn bei noch mehr Passagieren auf den Flughäfen, insbesondere zu den Stoßzeiten, müssten die Flughäfen-Betreiber noch mehr Fläche zur Verfügung stellen. Die Flughäfen selbst hätten aber kaum Anbaumöglichkeiten – woher also den Raum nehmen? Eine der Maßnahmen, die am Flughafen Köln/ Bonn erfolgreich getestet

    wurde, ist eine zusätzliche Überholspur für Berufspendler bei den Sicherheitskontrollen. Die Geschäftsreisenden sind routinierter und besser vorbereitet für die Kontrollen und würden daher weniger Zeit in der Abfertigung benötigen.

    Neue Konzepte für Sicherheitskontrollen warten auf Umsetzung

    Ähnlich wie die Überholspur in Köln/ Bonn wurden vielerorts verschiedene Konzepte entwickelt, durchgeführt und bewertet, aber keine einzige wurden bisher für die richtige Umsetzung zugelassen. So verstaubt die Überholspur in Köln/ Bonn wieder. Sämtliche Ergebnisse der Tests und Studien liegen den Verantwortlichen vor und trotzdem geschieht nichts. Die Gründe hierfür sind unklar. Womöglich hängt es mit dem Gutachten zusammen, das der Bundesrechnungshof derzeit zur „Durchführung und Steuerung der Luftsicherheitskontrollen“ erstellt. Das hieße, das Innenministerium wäre von den bisherigen Maßnahmen noch nicht überzeugt oder sie wären Ihm zu kostenintensiv.

    800 Mio. € Gebühren für Gepäck- und Passagierkontrollen

    Derzeit stellt der Staat den Flughäfen 800 Mio. € Gebühren für Gepäck- und Passagierkontrollen in Rechnung. Das entspricht bei den derzeitigen Fluggastzahlen ungefähr sieben Euro pro Passagier. Zum Vergleich: In Italien sind es nur 2,68 Euro pro Passagier. Und trotzdem ist der Service an den Kontrollen besser und schneller. Es ist nur schwer nachzuvollziehen, wie die hohen Kosten mit der niedrigen Leistung vereinbar sind. Dass sich was ändern muss, darin sind sich alle Beteiligten einig. Die Abstimmung zwischen Bund und Privatwirtschaft sei im vergangenen Jahr immer wieder von Schwierigkeiten und Missverständnissen geprägt gewesen.

    Flughafen-Betreiber sollten mehr Verantwortung übernehmen

    In diesem Zusammenhang schlägt auch Romann vor, die Zusammenarbeit besser zu koordinieren. Da die Bundespolizei aufgrund ihres Personalmangels ohnehin private Sicherheitsdienstleister an den großen Flughäfen einstellen muss, könnte diese Einstellung auch gleich von den Flughafengesellschaften übernommen werden. Jedenfalls solange die Bundespolizei die Aufsicht behielte und weiterhin für den bewaffneten Schutz sorgen würde. Gleiches gilt für die Materialkosten der Kontrollen. Das würde die Einsatzkräfte erheblich entlasten und die Koordination vereinfachen, sagt Romann. Allgemein würde sich der Präsident der Bundespolizei wünschen, dass die Luftfahrtunternehmen mehr Verantwortung im Bereich der Sicherheit übernehmen würden. Mehr Handlungsspielraum forderte auch Stefan Schulte, Chef der Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafen. Die Politik möchte dagegen die Belange der Sicherheitskontrollen weiterhin komplett in staatlicher Hand lassen.

    Tipps für Passagier zur Beschleunigung der Sicherheitskontrollen

    1. Handgepäck
      - Flüssigkeiten in 100ml-Behältern umfüllen
      - Kosmetik in Reisegröße verwenden
      - Flüssigkeiten zusätzlich in durchsichtige und wiederverschließbare Beutel packen
      - meist sind nicht mehr als 10 Behälter erlaubt
      - elektrische Geräte separat packen
      - Flüssigkeiten und elektrische Geräte griffbereit im Handgepäck verstauen
    2. Früh genug am Flughafen erscheinen, besonders während der Ferienzeit
    3. Praktische Kleidung tragen
      - z.B. auf Schnürstiefel verzichten
      - Viele Passagiere tragen während eines Fluges zusätzliche Kleidung, die sie nicht mehr in das Handgepäck packen
      konnten, da sonst die erforderlichen Maßen überschritten worden wären. Das Ablegen dieser Kleidung kostet zusätzlich
      Zeit.
    4. Nicht mit Sicherheitsleuten diskutieren. E ist sehr wahrscheinlich aussichtslos und hält sie nur auf. Mit Höflichkeit kommen sie meist weiter.

    Was zählt bei den Sicherheitskontrollen als Flüssigkeiten?

    - Shampoo, Conditioner & Spülung
    - Gesichtscreme, Handcreme, Bodylotion, Sonnencreme & Sonnenspray
    - Zahnpasta & Rasierschaum
    - Desinfektionsspray, Parfüm & Deodorant
    - Getränke, Sirup & Öle
    - Flüssiges Make-Up & Mascara

    Express-Entschädigung bei Flugstörung

    1. Entschädigung prüfen

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