Flugverspätungen: Wann gibt es eine Entschädigung?

Der Klassiker: Flugverspätungen aufgrund eines technischen Defekts. Dabei kann es sich um einen Triebwerksausfall oder um Fehler im Computersystem der Maschine handeln. Aber auch um ein Fume Event, bei dem gesundsgefährdende Stoffe in die Lüftungsanlage der Kabine gelangen, zählt dazu. Ebenso können fast banale Vorfälle wie eine defekte Bordtoilette als technischer Defekt gelten. Die Airlines sind zu einer regelmäßigen Wartung ihrer Flugzeuge verpflichtet. Wird eine Wartung nur oberflächlich durchgeführt, ist eine Flugverspätung fast schon vorprogrammiert. Also ein klarer Fall: Hier können Sie eine Entschädigung verlangen!

Die Zeit, die eine Maschine am Boden verbringt, kostet eine Fluggesellschaft hohe Gebühren. Um möglichst profitabel zu arbeiten, kalkulieren die Fluggesellschaften daher sehr eng. Dadurch kann aber selbst eine kleine Verzögerung den Flugplan durcheinanderbringen. Das kann eine Verspätung beim Boarding sein oder eine längere Wartungszeit. Wie bei einem Schneeballsystem schiebt sich dann alles nach hinten. Die Slots für Starts und Landungen werden aber fest von der Flugsicherung vergeben. Verpasst ein Flieger seinen Slot, muss er auf einen Neuen warten. Das kann dauern und sorgt für die größten Verspätungen.

Dieser Verspätungsgrund geht oft mit dem Vorherigen einher. Die Organisation von Zubringer- und Anschlussflügen ist eine logistische Herausforderung. Manchmal verplant sich eine Airline schlichtweg. Oder durch oben schon beschriebene Verzögerungen ist eine Maschine oder Crew einfach nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Kurzfristige Änderung oder Ereignisse erfordern meist ein umfassendes Umplanen für die Fluggesellschaften. Manche Fluggäste müssen dann länger auf ihren Flug warten.

Da der Luftverkehr in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat, ist auch die Auslastung am Himmel immer größer. Die Starts und Landungen müssen von den Flugsicherungsagenturen trotzdem so getaktet werden, dass die Jets sich nicht in die Quere kommen. Daher werden manche Starts verschoben oder hinausgezögert. Da die Überfüllung des Luftraums heute inzwischen mehr Alltag als außergewöhnlicher Umstand ist, waren viele Gerichte in der jüngeren Vergangenheit der Ansicht, dass eine Fluggesellschaft bei der Organisation ihres Geschäfts diese hohe Auslastung mit einkalkulieren muss. Trotzdem versuchen viele Airlines weiterhin, Entschädigungsforderungen mit einem pauschalen Verweis auf die Restriktionen durch die Flugsicherung abzulehnen.

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Wenn starker Schneefall oder heftige Gewitter herrschen, kann ein Flugzeug meist weder starten noch landen. Auch haben die Piloten die Anweisung, Unwetter und unsichere Wetterlagen möglichst weiträumig zu umfliegen. All diese wetterbedingten Störungen führen zu Flugausfällen und Verzögerung. Jedoch entziehen sie sich dem Einflussbereich der Airline. Deswegen müssen sie in diesen Fällen auch keine Entschädigungspflicht übernehmen. Aber Vorsicht: Die Fluggesellschaften reden sich gerne heraus: Herrschten wirklich extreme Wetterbedingungen oder handelte es sich nur um ein bisschen Nebel am Flughafen oder eine nasse Startbahn? Das sollten Sie auf jeden Fall genau prüfen.

Die Sicherheitschecks an den Flughäfen werden immer intensiver. Außerdem dauern sie mitunter lang, da sie an vielen deutschen Flughäfen schlecht organisiert sind. Bei einem sehr hohen Passagieraufkommen beispielsweise zu Ferienbeginn können die Sicherheitschecks daher durchaus zu erheblichen Verzögerung führen. Da die Organisation der Sicherheitskontrollen in den Bereich der Landes- oder Bundespolizei fällt, können die Fluggesellschaften hier keine Verantwortung übernehmen. Das Gleiche gilt, wenn der Sicherheitsalarm ausgelöst wird und das ganze Terminal gesperrt werden muss. Das geschah z.B. im Frühjahr 2019 in München im Terminal 2: Alle Passagiere mussten erneut kontrolliert werden.

In diesen Bereich fallen aber auch anderen sicherheitsrelevanten Umstände wie Terrorgefahr, politische Unruhen etc.

Streiks waren im Jahr 2019 wahrscheinlich DER Grund für Flugannullierungen schlechthin. Wiederkehrende Streiks wie im Fall der Flugbegleiter bei Lufthansa spalten die öffentliche Meinung: Urlauber und Geschäftsreisende sind genervt, aber das Personal arbeitet oft unter sehr schwierigen Bedingungen und wird dafür in vielen Fällen nicht ausreichend entlohnt. Leider hält die europäische Fluggastrechte-Verordnung fest, dass Streiks nicht in die Verantwortlichkeit der Airlines fallen. Dementsprechend gibt es auch keinen Anspruch auf Entschädigung in diesen Fällen. Diese Ansicht ist in einigen wenigen Fällen vor Gericht gekippt worden, aber das waren bisher Ausnahmen.

Tipp: Lassen Sie sich den Grund für die Verspätung Ihres Fluges schriftlich vom Airline-Personal bestätigen! Damit sind Sie immer auf der sicheren Seite!