Sicherheitskontrollen am Flughafen - Warum dauert das so lange?

Ursachen & Gründe der schleichenden Sicherheitsschleusen

Warteschlange und Entenmarsch bei den Sicherheitskontrollen vermiesen vielen Reisenden die Laune. So wie Flugausfälle. pixabay
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    Sicherheitskontrollen im Luftverkehr sind notwendig - und ärgerlich, weil sie oft unnötig lange dauern und scheinbar ineffizient organisiert sind. Wir haben Erklärungen und einige Tipps für bzw. gegen die Warteschlange.

    Viele Passagiere haben sich im vergangenen und auch in diesem Jahr über eine hohe Anzahl von Flugverspätungen geärgert. Nicht wenige von ihnen strandeten oder verpassten ihren Flug auch wegen zu langer Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen. Wie kommt das eigentlich? Warum dauern die Kontrollen am Flughafen so lange? Mit dieser Frage haben wir uns im ersten Teil unseres Beitrages über die Sicherheitskontrollen an Flughäfen beschäftigt. Im zweiten Teil, der nächste Woche erscheint, geben wir Ihnen ein paar Tipps, wie Sie die Wartezeit verkürzen oder besser nutzen können.

    Warum sind die Sicherheitskontrollen am Flughafen so langsam?

    Schleich-Faktor 1: Mitarbeiter-Mangel

    An 13 der deutschen Verkehrsflughäfen in Deutschland ist die Bundespolizei für die Organisation und Abwicklung der Sicherheitskontrollen zuständig, an allen übrigen werden die Kontrollen von den Ländern organisiert. Da Landes- und Bundespolizei für viele weitere Aufgabengebiete verantwortlich sind und meist nicht über ausreichend Personal verfügen, werden für die Kontrollen an den Flughäfen in vielen Fällen private Sicherheitsfirmen beauftragt. So stehen nur an kleineren Flughäfen mit überschaubaren Passagierzahlen tatsächlich Polizeibeamte an den Sicherheitsschleusen. Die privaten Sicherheitsdienstleister werden jedoch nicht von der Polizei (also nicht von Ihren Steuern) bezahlt, sondern die Flughafenbetreiber müssen die Kosten der Sicherheitskontrollen selbst tragen. Dementsprechend unterliegen die Arbeitsbedingungen den wirtschaftlichen Gegebenheiten des Luftverkehrs. Diese waren aus Arbeitnehmersicht noch nie besonders gut. Das könnte einer der Gründe für den eklatanten Mitarbeitermangel sein. Denn die Sicherheitsleute an den Flughäfen arbeiten oft unter ziemlich schlechten Bedingungen.

    Oft ist kein Pausenraum vorhanden, sodass die Mitarbeiter ihre Pause neben dem Gepäckband der Sicherheitskontrolle abhalten müssen. Für ungeduldige und gestresste Fluggäste erweckt das dann den Anschein, die Kapazitäten würden nicht ausgeschöpft werden oder die Kontrollen wären schlecht organisiert. Der Mitarbeiter-Engpass erhöht den Druck auf das vorhandene Personal, sodass es wahrscheinlich in der Folge zu steigenden Krankmeldungen kommen kann. Der krankheitsbedingte Ausfall wiederum treibt den Engpass weiter auf die Spitze. Ähnlich wie bei den Fluglotsen hat die Branche hier womöglich den rasanten Anstieg der Fluggastzahlen in den letzten Jahren „verschlafen“ oder zu spät reagiert.

    Schleich-Faktor 2: Anstieg der Fluggastzahlen

    Das bemängeln auch die zuständigen Behörden. Die Sicherheitsfirmen und Beamten sind mit der Masse an Fluggästen in den Spitzenzeiten des Luftverkehrs überfordert und auch nicht für derartige Menschenströme ausgelegt. Die Bundespolizei wirft den Fluggesellschaften in diesem Zusammenhang vor, zu den Passagierzahlen mit beigetragen zu haben. Durch die Reduzierung der Ticketpreise für die Billigflüge vor allem auch zu beliebten Ferienzielen unterhalb der Grenze der Wirtschaftlichkeit hätten manchen Fluggesellschaften einen regelrechten Boom ausgelöst. Diese Tatsache spielte im Zusammenhang mit dem Klimaschutzpaket der Bundesregierung im September dieses Jahres eine wichtige Rolle und wurde von Klimaschützern und Aktivisten hart kritisiert. Gerade die Billigflieger, auch Low-Cost-Airlines genannt, standen im Zentrum der Kritik durch die Klimaaktivisten.

    Ein weiterer Grund des Anstoßes findet sich in den Gepäckbestimmungen vieler Airlines. So hat die Bundespolizei darauf hingewiesen, dass die Airlines durch ihre Bestimmungen für das Handgepäck und durch die Extra-Gebühren für aufzugebendes Gepäck die Passagiere dazu nötigen würden, möglichst viel Gepäck mit und in die Kabine nehmen zu wollen und außerdem so viel wie möglich in den Hangepäckskoffer zu stopfen. Das würde die Kontrollen in einem erheblichen Maße verzögern.

    Schleich-Faktor 3: Das gleiche Prozedere seit 50 Jahren

    Immer wieder wird in Berichten zu den Sicherheitskontrollen am Flughafen kritisiert, dass die deutschen Kontrollen im internationalen und im europäischen Vergleich hinterherhinken würden. Die Kontrollen nach den Vorgaben der Bundes- oder Landespolizei seien zu aufwendig, kritisieren Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber. Die verantwortlichen Beamten wie zum Beispiel Dieter Romann, Chef der Bundespolizei, möchten nicht an der Gründlichkeit der Kontrollen zugunsten der zeitlichen Effizienz sparen. Das ist zwar ein berechtigter Einwand, jedoch lässt sich dazu anmerken, dass sich der Ablauf der Kontrollen seit fast 50 Jahren kaum verändert hat. Es sind also in den Hochbetriebszeiten des Luftverkehrs nicht nur zu wenig Mitarbeiter für zu viele Fluggäste, sondern die internen Prozesse sind auch zu schlecht auf den modernen Flugverkehr abgestimmt. So verpufft der Effekt technischer Innovationen in diesem Bereich, wie beispielsweise dem Ganzkörperscanner, obwohl er durchaus zur Beschleunigung der Kontrollen beitragen würde.

    Chance: Von anderen internationalen Flughäfen lernen

    Was große europäische Verkehrsflughäfen wie London, Amsterdam oder Paris anders handhaben, hat weniger mit der Gründlichkeit der Sicherheitskontrollen an sich zu tun, sondern viel mehr mit der Leitung der Fluggäste durch die Kontrollen. So bereiten andere Flughäfen die Fluggäste früher auf die bevorstehenden Sicherheitsschleusen vor und geben ihnen durch Tische und ähnliche Ablageflächen die Möglichkeit, ihr Gepäck vorzusortieren, anstatt dies erst in der Kontrolle zu tun. Auch kleine Gimmicks wie größere Wannen auf den Gepäckbändern der Sicherheitskontrollen können die Wartezeit verringern. Eine weitere weit verbreitete Methode sind separate Überhol- oder Expressspuren für Reisende mit leichtem Gepäck. So können die Passagiere einander überholen, wenn der Eine oder Andere doch noch sein Gepäck sortieren muss. Diese zusätzlichen Spuren wurden auch schon an deutschen Flughäfen mit Erfolg getestet, jedoch werden sie aus unbekannten Gründen nicht in vollem Umfang eingesetzt. In Frankfurt gibt es diese Spuren regulär, sie waren in der Vergangenheit aufgrund fehlender Mitarbeiter aber nicht immer besetzt.

    Am Flughafen Köln/ Bonn wurde eine neue Kontrollanlage mit zusätzlichen Spuren wieder abgebaut, obwohl sie nach bisherigen Ergebnissen die Kontrollen effizienter gestaltete. Das hängt wiederum mit der Organisation der Kontrollen zusammen: Da alle Änderungen vom Innenministerium genehmigt werden müssen, dauern organisatorische oder verwaltungstechnische Veränderungen ihre Zeit. Im Fall der Kontrollanlage in Köln/ Bonn gaben die Zuständigen an, die Angelegenheit nochmals prüfen zu wollen. Solange steht sie weiterhin ungenutzt am Rand. Das unterstreicht nochmals, dass noch viel ungenutztes Potential zur Optimierung vorhanden ist. Der beste Beweis dafür steht auf dem Flughafen München: Hier ermöglicht eine neue Test-Kontrollanlage, dass im Durchschnitt 250 statt nur 100 Personen pro Stunde kontrolliert werden können.

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