Flugsommer 22: Wo ist mein Koffer geblieben?
Was tun, wenn der Koffer in München oder Frankfurt eine Extrarunde dreht? - Montreal hilft.
- 21. Juli 2022
- 2 Jahre, 4 Monate alt
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Inhaltsverzeichnis
Es gibt ein paar Konstanten für die Reisezufriedenheit. Eine verlässliche Reiseverbindung. Eine vertrauenswürdige Unterkunft. Ein gastfreundliches Urlaubsland. Und Ihr Koffer. Wenn Ihnen dieses Gepäckstück verlorengeht, fühlen Sie sich heimatlos. Und genau das passiert gerade tausenden Urlaubern. Und zwar täglich! Wie kann das sein? Und gibt es eine Wiedergutmachung, wenn Ihr Gepäck verloren bleibt?
Die schaffen es einfach nicht mehr
Schuld ist das Bodenpersonal. Nein, der Satz ist zu kurz. Beschimpfen Sie niemals die armen Angestellten im Terminal. Die haben schon genug Probleme. Schuld ist das fehlende Bodenpersonal. Corona und ein scharfer Sparkurs haben es auf einen harten Kern reduziert. Und der bröckelt auch noch. Es gibt schlichtweg niemanden mehr, der sich anständig um Ihren Koffer kümmert. Wenn das Gepäck verloren ist oder es zu einer Gepäckverspätung kommt, trifft keinen vom Bodenpersonal die Schuld. Das System ist schlichtweg zusammengebrochen. Bleiben Sie also ruhig und befolgen Sie die Regeln.
Der Ärger geht los
Nein, das ist keine Ausnahme, sondern Normalität: Der Koffer bleibt im Heimatflughafen hängen. Tausende von Gepäckstücken stapeln sich in Frankfurt am Main oder werden von dort zwecks Weiterverteilung per LKW nach München spediert. Derweil stehen Sie an Ihrem Urlaubsort-Flughafen und müssen sich um die Angelegenheit kümmern. Der erste Gang führt zum Gepäckermittlungsschalter (Baggage tracking desk). Hier füllen Sie den "Property Irregularity Report" aus. Ach so, der Schalter ist geschlossen? - Dann suchen Sie das entsprechende Formular auf der Internetseite des Flughafens. Verständigen Sie außerdem die Fluggesellschaft von dem Verlust. Als Pauschalreisender setzen Sie sich mit Ihrem Reiseveranstalter in Verbindung.
Anleitung zur Spurensicherung
Kommt es zu einer Gepäckverspätung oder geht das Gepäck verloren, steht Ihnen Schadensersatz zu. Wer am Urlaubsort ohne Koffer dasteht, darf sich angemessene Ersatzkleidung und Hygieneartikel kaufen. Sammeln Sie die Quittungen, um Ihre Ausgaben zu belegen. Dokumentationspflicht gilt auch für alle Schäden und Teilverluste. Am besten machen Sie Fotos Ihrer Gepäckstücke und deren Inhalt vor der Reise. Mit Vergleichsfotos führen Sie einen schlüssigen Schadensbeweis. Für die Gepäckverspätung, den Verlust oder entstandenen Schaden haften Fluggesellschaft oder Reiseveranstalter bis zu einer Höchstgrenze von 1.400 Euro.
Es lebe das Handgepäck!
Fotodokumentation. Genaue Kennzeichnung des Gepäcks mit Heimat- und Urlaubsadresse. Keine verderblichen oder empfindlichen Dinge im Hauptgepäck transportieren. Das sind Empfehlungen von Reisenden, die bereits durch Schaden klug geworden sind. Die Verbraucherzentrale rät, alles Superwichtige (die Wertsachen, Ausweise, Digitales, Medikamente, Geld) im Handgepäck zu transportieren. Stehen Sie im Urlaubsland ohne diese Lebensnotwendigkeiten da, dann Gute Nacht.
Hilfe aus Montreal
Gepäckverspätung im Rahmen einer Pauschalreise berechtigt Sie zur Reisepreisminderung gegenüber dem Reiseveranstalter. Fehlt der Koffer während des ganzen Pauschalurlaubs, stehen Ihnen nach der aktuellen Rechtsprechung Erstattungen bis 50 Prozent des Gesamtreisepreises zu. Allerdings müssen Sie dem Reiseveranstalter unverzüglich und mit Empfangsbestätigung Meldung machen. Das Montrealer Abkommen ist die Rechtsgrundlage für jede Schadensersatzklage. Bei Gepäckbeschädigung und Gepäckverlust setzt es eine Meldepflicht von sieben Tagen fest. Verspätet eingetroffenes Gepäck müssen Sie spätestens 21 Tage nach Empfang der Fluggesellschaft/dem Reiseveranstalter anzeigen. Und zwar alles schriftlich und mit Empfangsbestätigung.
Koffer fotografieren, Verlustmeldungen schreiben, aus dem Notvorrat leben - ein entspannter Urlaubsstart sieht anders aus. Der einzige Trost: Sie haben fest verbriefte Rechte. Und Fachleute, die sie für Sie durchsetzen können.