Wird Urlaub teurer? - Das Benzin hebt ab!

Der März 2022 sieht uns in einer merkwürdigen Verfassung. Über Deutschlands gesperrtem Luftraum strahlt ein stabiles Frühlingshoch. An den Bäumen und Sträuchern öffnen sich die ersten Blüten. Und an der Tankstelle schlagen die Preise aus. Wir sehnen uns in die Ferne und machen uns Sorgen um sie. In mancher Urlaubskasse liegt mehr Geld, weil die Pandemie uns sparen geholfen hat. Aber dieses Geld könnte gleich wieder einkassiert werden. Kriegsschrecken und Energiepreishorror - wie teuer wird Reisen 2022?

Die Tourismusbranche bleibt gelassen. Natürlich wird es Leute geben, die angesichts der verheerenden politischen Lage lieber zuhause bleiben. Aber ganz viele stehen nach dem langen Omikron-Winter in den Startlöchern und wollen nur eins: Sonne tanken und sich ein paar Sorgen weniger machen. 80 Prozent des Umsatzes vor Corona streben die Reisedienstleister dieses Jahr an. Weniger Einigkeit herrscht unter den Experten zur Frage, wie teuer das ganze wird. Der Deutsche Reiseverband (DRV) formuliert es so vorsichtig wie alle: Höhere Preise seien nicht auszuschließen. Ein Lufthansasprecher hält "Preisanpassungen" sogar für wahrscheinlich. Und jeder Autofahrer ersetzt das "wahrscheinlich" durch "so sicher wie das Amen in der Kirche".

Am 8.3.2022 war es soweit: Der Spritpreis schoss über die 2-Euro-Linie. Gefeiert hat er diesen Sieg nicht, denn er hatte es eilig. Bereits am 11.3. erreichte er 2,33 Euro. Nun fliegen Flugzeuge nicht mit Autobenzin. Aber das Kerosin, mit dem sie unterwegs sind, ist ein Erdölprodukt und macht die Preisexplosion mit. Das ist der eine Grund, warum Fliegen teurer wird. Der andere hat mit dem gesperrten Riesenluftraum Russlands zu tun. Bestimmte Reisen nach Asien fliegen Umleitungen. Das kostet zusätzlich Geld. Allerdings sind hiervon nur wenige Reiseländer wie Japan und Korea betroffen.

Diese Frage ist schwieriger zu beantworten. Es gibt Fluggesellschaften, die im großen Stil Kerosin einkaufen ("Fuel Hedging") und sich dadurch einen günstigeren Fixpreis gesichert haben. Hier könnten die Ticketkosten stabil bleiben. Dann kommt es auch noch darauf an, ob der Flug als Einzelsitzplatz oder im Rahmen einer Pauschalreise gebucht worden ist. Der Reiseveranstalter TUI beruhigt seine Kunden - die Sommerpreise für Hotels und Flüge seien längst unter Dach und Fach, Treibstoffzuschläge nicht zu befürchten. Da freuen sich die Frühbucher. Allerdings kommt manchmal das dicke Ende nach. Sollten Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter in ihren Allgemeinen Beförderungsbedingungen (ABB) eine Preisanpassungsklausel untergebracht haben, können sie die Kosten höherschrauben. Aber nur wenn sie das klar und deutlich mitteilen. Und: Es lohnt sich, dieser "Preisanpassung" zu widersprechen.

"Alles", sagen die Frustrierten. Und vermutlich haben sie Recht. Wenn die Flut kommt, kriegen alle nasse Füße. Wer vom Flieger aufs Auto umsteigt, hat nichts gewonnen. Wer das Auto zuhause lässt und sich im Urlaubsland eines leihen will, schaut auch in die Röhre. Die Autohersteller stehen auf dem Schlauch, die Autovermieter bekommen keinen Fuhrpark-Nachschub. Eine hohe Nachfrage trifft auf ein begrenztes Angebot. Das macht nach den Gesetzes des Marktes: Preisanstieg. Ein guter Kandidat für das "Wort des Jahres" 2022.