Flugverspätungen durch Vogelschlag im Flugverkehr

Ausmaß und Vermeidungsmaßnahmen gegen ungewollte Verzögerungen

Hat ein Flugzeug seine Fluhöhe erreicht, ist eine Kollision mit Vögeln eher unwahrscheinlich. Die meisten Zwischenfälle geschehen während Start und Landung. Compensation2Go Magazin
Inhaltsverzeichnis
    Vogelschläge können hohe Kosten für den Flugverkehr verursachen. Sie können sogar die Sicherheit eines ganzen Fluges in Gefahr bringen.

    Schäden durch Vogelschlag

    Vogelschläge ereignen sich sehr oft, etwa 900 bis 1.700 Mal jährlich allein im deutschen Flugverkehr. Gemäß den Informationen des Deutschen Ausschusses zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr (DAVVL) entstehen dadurch Schäden bis zu 45 Mio. €. Im Jahr 2018 war eine Maschine der Lufthansa wegen eines Vogelschlages zur Notlandung am Frankfurter Flughafen gezwungen, heißt es dort weiter. Laut einem Gutachten von DAVVL ereigneten sich von 2001 bis 2004 mehr als 330 Zusammenstöße von Vögeln mit Flugzeugen im Luftverkehr über dem Flughafen von Frankfurt. Lebensbedrohliche Unfälle wegen Vogelschlags ereigneten sich bis heute noch nicht im deutschen Flugverkehr. Dennoch mussten sowohl deutsche Flughäfen als auch Fluggesellschaften präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Vogelschlag bzw. für den Umgang mit Vogelschlag ergreifen.

    Überwachungssystem am Flughafen Frankfurt

    Der Flugbetreiber des Frankfurter Flughafens (Fraport) brachte im Jahr 2011 ein komplexes Überwachungssystem zum Einsatz, das dann im Jahr 2017 modernisiert wurden. Es soll die Flugzeuge bei Start und Landung vor Vogelschlag bewahren. Zu dieser Entscheidung trug auch eine betriebliche Gegebenheit am Frankfurter Flughafen bei: Seit 2011 ist die Landebahn Nordwest in Betrieb. Die dort landenden Flugzeuge kreuzen die üblichen Flugrouten der Vögel auf ihrem Weg entlang des Mains, den sie zweimal im Jahr antreten. Das hoch entwickelte Überwachungssystem kann die Zusammenstoßgefahr verringern. Die größten Schwierigkeiten für die Flugzeuge entstehen vor allem bei Starts und Landungen, da die Vögel dann in 90 bis 150 Metern über dem Boden gleich hoch wie die Flugzeuge fliegen. Flughäfen werden leider oft an Vogelrouten eingerichtet.

    Das übliche Verfahren bei Vogelschlag

    Wenn er einen Leistungsverlust bei einem Triebwerk durch die Instrumente im Cockpit feststellt, meldet der Pilot das bei der Flugsicherheitskontrolle und fliegt zurück zum Flughafen. Am Flughafen werden dann die Triebwerke kontrolliert. Die sogenannte Boroskopie-Untersuchung von Lufthansa ähnelt einer medizinischen Endoskopie-Untersuchung. Sie leistet eine komplette und durchgehende Prüfung der Schäden in den Treibwerken. Falls ein Triebwerk eine Beschädigung aufweist, muss es umgehend repariert oder ersetzt werden. Deshalb stellen Vogelschläge eine große wirtschaftliche Belastung für die Fluggesellschaften dar.

    Vermeidung von Vogelschlag

    Obwohl es bereits Methoden für die Vermeidung oder zumindest die Reduzierung der Vogelschlaggefahr gibt, bietet sich bisher keine umfassende Lösung des Problems. Die Vogelvergrämungsmethoden zum Beispiel, die von den meisten Flughafenbetreiber umgesetzt werden, gewährleisten keinen vollständigen Schutz. Die Wartung der Flugmaschinen und die bereitgestellten Flugzeugreserven an den Flughäfen ermöglichen den Fluggesellschaften nur eine geringfügige Vermeidung von Flugverspätungen und Flugannullierungen.

    Entschädigung im Falle eines Vogelschlags eher unsicher…

    Leider existiert immer noch keine klare Rechtslage zur Entschädigung der Passagiere im Falle von Vogelschlag. Die gängige gerichtliche Meinung ist, dass Vogelschläge als „außergewöhnliche Umstände“ betrachtet werden sollen. Diese Ansicht beruht darauf, dass keine exakt definierten Maßnahmen den notwendigen Schutz vor solchen Vorkommnissen gewährleisten können. Es wird von den Gerichten akzeptiert, dass Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber noch nicht über die geeigneten Mittel verfügen, um immer effektiv darauf zu reagieren. Hierzu wird der Vogelschlag für den Luftverkehrsbetrieb als unberechenbares Ereignis angesehen. Aufgrund der allgemeinen Unsicherheit und eines Mangels an Perspektiven muss jeder Fall, bei dem Vogelschlag eine Rolle spielt, vor Gericht individuell entschieden werden. Es wird überprüft, welche verfügbaren Mittel seitens der Fluggesellschaften in jedem Fall ausgeschöpft wurden.

    … aber nicht ausgeschlossen

    Denn: Um von der Ausgleichspflicht befreit zu werden, muss ein Luftfahrtunternehmen beweisen, dass es grundsätzlich ausreichend vorbereitet ist, um auf Störungen des Flugplans rechtzeitig und angemessen reagieren zu können. Zu einer Störung des Flugplans kann es aufgrund von außergewöhnlichen Umständen kommen oder jedoch auch aus anderen Gründen, wie einem plötzlich auftretenden technischen Defekt. In einem solchen Fall muss ein Luftfahrtunternehmen in der Lage sein, der Situation angemessen begegnen zu können.