Der deutsche Luftverkehr heute und in Zukunft

Wie geht es nach den Insolvenz-Meldungen von Air Berlin, NIKI und Germania weiter?

Um Starts und Landungen in Zukunft effizienter planen zu können, muss der gesamte deutsche Luftverkehr besser organisiert werden. Compensation2Go Magazin
Inhaltsverzeichnis
    Einige größere Fluggesellschaften wie beispielsweise Air Berlin aus Deutschland, Alitalia aus Italien und Monarch Airlines aus Großbritannien mussten Insolvenz anmelden. Die Auswirkungen davon sind bis heute im deutschen Luftverkehr deutlich spürbar.

    Air-Berlin-Insolvenz bringt deutschen Luftverkehr durcheinander

    Vor allem die Insolvenz von Air Berlin brachte massive Verwerfungen im deutschen Luftverkehr mit sich. Es dauerte mehrere Monate, bis die Air Berlin-Maschinen von anderen Fluggesellschaften, besonders Eurowings, der Billigflugtochter der Lufthansa, übernommen werden konnten. In diesem Zeitraum fehlten die Kapazitäten von Air Berlin auf dem Markt, was sich vor allem auf einigen innerdeutschen Strecken bemerkbar machte. Aufgrund des Wegfalls der zweitgrößten deutschen Fluglinie hatten Reisende vielfach das Gefühl, dass sich die Ticketpreise auf bestimmten Strecken deutlich erhöhten. Inwiefern sich dieses Gefühl statistisch belegen lässt, ist nach wie vor Gegenstand von Diskussionen.

    Die Konsolidierung der deutschen und europäischen Luftverkehrsbranche

    Fakt ist jedoch, dass trotz der Konsolidierung der europäischen Luftverkehrsbranche der Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften in Europa und auch auf den meisten Strecken in Deutschland nach wie vor hoch ist. Die fünf größten Luftfahrtunternehmen innerhalb der EU (die Lufthansa Group, Ryanair, IAG, easyJet und Air France/KLM) kamen im ersten Halbjahr 2018 auf einen Marktanteil von 66 Prozent (gemessen nach Sitzen). Mit 146 in der EU aktiven Fluggesellschaften haben Flugreisende auf vielen Strecken nach wie vor die Wahl zwischen mehreren Airlines.

    Die vielfältigen Probleme des deutschen Luftverkehrs im "Chaosjahr" 2018

    Für viele Fluggäste war das Jahr 2018 eines der schlimmsten in der Geschichte der deutschen Luftfahrt. In der Presse war häufig von einem "Chaosjahr" an den deutschen Flughäfen und im Luftraum über Deutschland und Europa die Rede. Zahlreichen Verspätungen und Flugstreichungen prägten den Luftverkehr. In Deutschland waren neben der erwähnten Air Berlin-Insolvenz vermehrt Streiks und extreme Wetterereignisse die Ursache der Unzulänglichkeiten. Aber auch Engpässe bei den Luftverkehrskontrolleinrichtungen führten 2018 zu teils massiven Flugverspätungen und -annullierungen. Erschwerend kam hinzu, dass einige deutsche Flughäfen, beispielsweise Berlin-Tegel, Düsseldorf und Frankfurt/Main, an ihren Kapazitätsgrenzen operieren. Daraus ergeben sich eine Reihe an infrastrukturellen und logistischen Problemen. Und um das Fass zum Überlaufen zu bringen, kam es im Rekordsommer 2018 zu hitzebedingten Extremphänomenen wie geschmolzenem Asphalt am Flughafen in Hannover.

    Neue Passagierrekorde im deutschen Luftverkehr

    2018 waren so viele Flugzeuge am Himmel über der Bundesrepublik unterwegs wie nie zuvor. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) registrierte im letzten Jahr gut 3,34 Millionen kommerzielle Flüge im Luftraum über Deutschland, was einen Anstieg von über vier Prozent gegenüber 2017 bedeutet. Seit fünf Jahren verzeichnet die DFS jährlich ansteigende Wachstumsraten im deutschen Luftverkehr. Gleiches gilt für die Passagierzahlen: Von 2017 auf 2018 erhöhten sie sich um rund vier Prozent auf 244,3 Millionen Menschen.

    Flughafen Passagierzahlen 2018
    Frankfurt/ Main 69,5 Mio
    München 46,3 Mio
    Düsseldorf 24,6 Mio.
    Berlin-Tegel 22 Mio.
    Hamburg 17,2 Mio.
    Köln/ Bonn 12,96 Mio.
    Berlin-Schönefeld 12,7 Mio.
    Stuttgart 11,7 Mio.

    Ausblick für den deutschen Luftverkehr

    Auch 2019 soll sich das Passagieraufkommen an den deutschen Flughäfen weiter erhöhen. Der Deutsche Flughafenverband ADV rechnet nach dem starken Wachstum der vergangenen Jahre jedoch mit einer leichten Abschwächung des Wachstumstempos.

    Eine große Unbekannte in Bezug auf das Fluggastwachstum in Deutschland und Europa ist der Brexit. Gegenwärtig ist noch völlig unklar, ob ein möglicher ungeregelter Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union zu größeren Verwerfungen im europäischen und deutschen Luftverkehr führen könnte. Ein weiteres Fragezeichen in Bezug auf das Wachstum des Luftverkehrs ist die zukünftige Entwicklung des Welthandels, der gegenwärtig vom Streit zwischen den USA und China dominiert wird. Eine Verschärfung restriktiver Handelspolitiken könnten zu einem signifikanten Rückgang der Zahl gewerblicher Passagiere führen.

    Prognose: Wachstum der Fluggastzahlen

    Trotz dieser Widrigkeiten soll in den kommenden Jahren laut einer Studie des Dachverbandes der Fluggesellschaften (IATA) der Luftverkehr weiter rasant wachsen. Die IATA geht in den nächsten 20 Jahren von einer annähernden Verdoppelung der Fluggastzahlen aus. Im Jahre 2040 sollen bereits über acht Milliarden Passagiere weltweit pro Jahr unterwegs sein.

    Ein Großteil dieses internationalen Wachstums ist jedoch auf das Bevölkerungswachstum und die steigende Mobilität in vielen asiatischen Ländern zurückzuführen. Vor allem China, Indien und Indonesien tragen maßgeblich zur weltweiten Steigerung der Passagierzahlen bei. Die Entwicklung des deutschen Luftverkehrs ist hingegen nicht so dynamisch. Deutschland fällt nach der Prognose der IATA vom heutigen sechsten Platz auf den achten Platz zurück (gemessen am Passagieraufkommen).